Mehrmals im Jahr geht der Verein auf Tour. Im Programm: Tagesfahrten zu interessanten Betrieben, Museen und Kulturstätten in der Umgebung Hamburgs,
mehrtägige Erlebnisreisen zu bedeutenden Stätten der Industrie- und Sozialgeschichte in Deutschland und dem angrenzenden Ausland.
Wer hat Lust auf Organisieren? Das Team Tagestouren sucht weitere Freiwillige als Team-Mitglieder
Wir planen und begleiten Gruppenfahrten für die Freunde des Museums der Arbeit in Hamburg und Umgebung. Ein jeder kann sich für interessante Tagesfahrten
einbringen und den Zeit- und Arbeitseinsatz nach eigenen Vorstellungen gestalten.
Wir würden uns über weitere Tatkraft und Ideen sehr freuen!
Annegret E., Gabriela H., Reinhold T., Jürgen B.
Bei Interesse und für Nachfragen: eylers@hotmail.com
oder reinhold-FMDA@gmx.de
Neue Infos demnächst!
13. Juli 2024
Der 13. Juli war ein herrlicher Sommertag – ohne Hitze und ohne Regen! Wir starteten unsere Zeitreise auf dem Kiekeberg allerdings mit Zeitverzögerung infolge der HVV-Umleitungen in Harburg. Doch die Führung von Frau Ursel Thonfeld durch die „Königsberger Straße“
versetzte uns bald in eine besondere Stimmung mit vielen persönlichen Erinnerungen. Wir eroberten ein beeindruckendes Ensemble von Geschäften, inklusive Tankstelle, und Wohnhäusern aus den 50er
bis 70er Jahren des letzten Jahrhunderts. Zu entdecken waren beispielsweise Kollektionen von 4711 Echt Kölnisch Wasser in der Drogerie, Nordmende Radios und Bosch Kühlschränke im Elektrogeschäft
sowie Agfa Kameras und Filmrollen beim Fotografen. Und an der Litfaßsäule wurden sowohl Kinofilme mit Roy Black als auch die Kohle des Ruhrgebietes als Quelle von Wärme und Licht
angepriesen.
Deutlich erkennbar war der wirtschaftliche Aufstieg jener Zeit nicht nur in den Angeboten der Geschäfte, sondern auch bei den Wohnhäusern: von der notdürftigen Nissenhütte über das ausbaufähige
Einfamilienhaus bis hin zum gutbürgerlichen Fertighaus von Quelle. In der primitiven Wellblech-Nissenhütte sahen wir einen aus einer Fliegerbombe umgebauten Ofen und die klägliche Tagesration an
Nahrung ihrer Bewohner.
Das schmucke Klinkerhaus von 1955 aus einer Flüchtlingssiedung beeindruckte durch An- und Ausbauten für die größer werdende Familie mit drei Generationen. Besonders erstaunte uns das Quelle
Fertighaus von 1968 durch seine moderne Raumaufteilung und die anspruchsvolle Einrichtung, inklusive Arbeitszimmer, Souvenirs aus Italien und großflächige, bodentiefe Fenster zur Terrasse.
So spiegelten Geschäfte und Wohnhäuser die ansteigenden Konsum- und Lebensgewohnheiten der frühen Bundesrepublik wider. Nicht wenige von uns fühlten sich an ihre Kindheit und Jugendzeit
erinnert.
Auch der weitere gemeinsame Rundgang durch die unterschiedlichsten Bauern- und Handwerkshäuser aus der Lüneburger Heide und den Elbmarschen gab lebhaften Gesprächsstoff bei der abschließenden
Kaffeerunde.
Annegret Eylers
30. Mai - 2. Juni 2024
Leipzig ist kein Einerlei, sondern wie das Gemüsegericht eine bunte, vielfältige Mischung von Sehenswürdigkeiten.
Jenseits kulinarischer Genüsse fallen Assoziationen zur sächsischen Metropole vermutlich höchst unterschiedlich aus. Für viele ist die Stadt an der Pleiße vor allem Messestadt, symbolisiert in dem doppelten „M“ der überregional bedeutsamen Mustermesse. Für andere ist Leipzig als bedeutende Verleger- und Buchmacherstadt vor allem Ort der alljährlich im Frühjahr stattfindenden Buchmesse. Je nach historischer, kultureller und sozialer Interessenslage denkt die eine und der andere bei Leipzig an das Völkerschlachtdenkmal, an die Oper, an Auerbachs Keller, das Grassi Museum, an die Redbull Arena, an das Gewandhaus-Orchester und den Dirigenten Kurt Masur.
All dies stand nicht im Mittelpunkt unser Museumsreise, die uns vom 30.5. bis 2.6. 2024 in die Stadt an der Pleiße führte. Schon am Tag der Anreise sind wir stante pede in die Zeitgeschichte
nicht nur der Stadt eingetaucht. Auch wenn dank heftigen Regens der geplante Stadtrundgang „Auf den Spuren der Friedlichen Revolution“ ins Wasser fiel, gerieten wir mit dem Historiker und
Bürgerrechtler Rainer Müller an den richtigen Mann, der durch seine Biografie, seinen engagierten Auftritt und pointierte Ausführungen beeindruckte. Im Museum in der „Runden Ecke“, einem ehemaligen Versicherungsgebäude, befand sich über 40 Jahre
die Bezirksverwaltung der Staatsicherheit Leipzig. Die heutige Gedenkstätte entstand unmittelbar nach der Friedlichen Revolution und wird vom „Bürgerkomitee Leipzig e.V.“ getragen. Die am
authentischen Ort, in den ehemaligen Büros der Stasi, gezeigte Ausstellung „Stasi - Macht und Banalität“ verströmt den Geist der damaligen Zeit, zusätzlich verstärkt durch die spezifische
Atmosphäre der Räumlichkeiten: Linoleumfußböden, gelbbraune Tapeten, Scherengitter an Türen und Fenstern etc. Eine fundierte Führung durch … vermittelte den politischen Aufklärungswillen und die
Bildungsarbeit des Bürgerkomitees, das nach eigenem Bekunden „die Erinnerung an die Diktatur“ und den „Wert von Freiheit und Selbstbestimmung“ wachhalten möchte.
Leipzig ist auch Standort der Deutschen Nationalbibliothek, die 1912 als
Deutsche Bücherei gegründet wurde. Dieser traditionsreichen Einrichtung mit einem 55 Meter hohen „Bücherturm“ galt ein Besuch unserer Reisegruppe, der auch eine Einführung in die Arbeit der
„Anne-Frank-Shoah-Bibliothek“ einschloss. Es handelt sich dabei um eine internationale Spezialbibliothek zu den Themengebieten Holocaust und Shoah, Antisemitismus und Rassismus. Zu dem
Gebäudekomplex zählt auch das integrierte „Deutsche Musikarchiv“ sowie der Neubau des an ein liegendes Buch erinnerndes „Deutsche Buch- und Schriftmuseum“. Sollte beim Rundgang durch das Haus ein
wenig Zeit sein, lohnt ein Blick in die Sonderausstellung „Hölle und Paradies. Amsterdam, Querido und die deutsche Exilliteratur“!
Industriegeschichte bildete einen weiteren Schwerpunkt unserer Reise, erfahrbar in dem im Südwesten Leipzigs gelegenen Stadtteil Plagwitz, in dem der Rechtsanwalt und Industriepionier Karl Heine
seit Mitte des 19. Jahrhunderts für die Ansiedlung von Industrieunternehmen sorgte. Ein geführter Stadtrundgang sowie eine geradezu beschauliche Bootstour auf dem „Karl-Heine Kanal“, einer
künstlichen Wasserstraße, die die Lindenauer Hafen mit der Weißen Elster, führte das von Industriebetrieben geprägte Gesicht des Stadtteils vor Augen, so am Gebäude der ehemaligen Sächsischen
Wollgarnfabrik, Deutschlands größtem Industriedenkmal, das heute durch Wohnungen, den „Elsterlofts“, genutzt wird. Das fundierte Wissen des Bootsführers war allerdings kaum hörbar, so dass hier
eine Sprachverstärkung sinnvoll wäre.
Eine vielfache Umnutzung erfuhr ein weiterer Industriestandort, die ehemalige Baumwollspinnerei, ein etwa 10 Hektar großes Werksgelände im Stadtteil Lindenau. Diese ehemals größte
Baumwollspinnerei Kontinentaleuropas beschäftigte bis zu 4.000 Menschen im Schichtbetrieb. Nach 1989 wurden das Gelände sukzessive von Galerien und Ateliers genutzt, heute befindet sich dort
neben einem winzigen Kino auch das „Leipziger Tanztheater“ sowie das „Zentrum für zeitgenössische Kunst“. Zu unserem Rundgang zählte auch ein Kurzbesuch in dem Atelier „Carpe Plumbum“, das von
dem Druckerpaar Thomas Siemon und Julienne Jattiot betrieben wird.
Am Abschlusstag unserer Museumsreise standen zwei weitere Highlights auf dem Programm, der Besuch des „Museums der Bildenden
Künste“ sowie der „Bergbau-Technik-Park“ in Großpösna. Der moderne, 2004
eröffnete Glas-Beton-Kubus beherbergt in großzügiger Hängung Werke der „Leipziger Schule“, Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer und Werner Tübke sowie von Neo Rauch und Daniel Richter.
Eindrucksvoll präsentiert das Haus aber auch Kunstwerke des gebürtigen Leipziger Bildhauers, Malers und Grafikers Max Klinger. Den Kontrapunkt zu dem von den Leipzigern nicht nur liebevoll
bezeichneten „Bildermuseum“ bildete der südlich von Leipzig gelegene „Bergbau-Technik-Park“, der sich dem Braunkohletagebau Espenhain widmet. Dieses seit 2012 kontinuierlich zugängliche
Freilichtmuseum beeindruckt vor allem durch zwei imposante Großgeräte, einen Schaufelradbagger und einem Absetzer. Doch es waren nicht nur diese Arbeitsungetüme, die uns in Erstaunen versetzten.
Respekt verdient die kompetente Führung durch den ehemaligen Schienenschweißer Bernd Dorenburg, der uns den Arbeitszyklus, die technischen Besonderheiten, die Gefahren auf diesem unwirtlich
anmutenden Betriebsgelände in biografisch-geprägter Anschaulichkeit vermittelte.
Leipzig ist also keineswegs ein Einerlei, sondern ein vielfältiges, vielschichtiges Allerlei, das jede weitere Anreise lohnt. Es darf nicht vergessen werden, dass auch diese Museumsreise von
Monika Metscher und Wolfgang Wiedey bestens vorbereitet wurde und wir in Klaus Ubert vom Busunternehmen Becker Tours einen freundlichen und sicheren Fahrer in allen Verkehrslagen hatten.
Wilfried Weinke
1. Juni 2024
Am Samstag, dem 01. Juni 2024 hat der Freundeskreis einen Ausflug zur Wasserkunst Kaltehofe organisiert. Im Rahmen einer Führung haben wir – 12 Teilnehmer:innen – bei traumhaftem Wetter viel Wissenswertes über das Industriedenkmal der Wasserfiltrationsanlage auf der Elbinsel erfahren.
Erbaut wurde die Filtrationsanlage des Wasserwerkes zwischen 1890 und 1893, um die Wasserversorgung Hamburgs für viele Menschen zu ermöglichen. Vor dem Bau war das Wasser zu verschmutzt, so dass Jung und Alt es vorzogen, abgekochtes Bier zu trinken. Im 15./16. Jahrhundert baute man Feldbrunnen, so dass das Wasser über Leitungen ins Haus gelangte, diese Versorgung konnte sich aber nicht jeder leisten. Auch Wasserräder, die ca. im 17. Jahrhundert gebaut wurden, waren eher für die Reichen gedacht.
Zwei große Ereignisse führten letztendlich dazu, dass das Wasserwerk gebaut wurde: der Große Brand 1842 und die Choleraepidemie 1892. William Lindley, ein britischer Ingenieur, wurde 1842 nach Hamburg gerufen, um ein System zu entwerfen, das die schlechten hygienischen Bedingungen der Stadt beheben sollte. Er entwarf ein Kanalisationssystem, das die Abwässer effizient aus der Stadt leitete und die Ausbreitung von Krankheiten verhinderte. Um die Wasserqualität zu verbessern, führte er Sandwasserfilter für die Trinkwasserversorgung ein. Es gibt 22 Wasserbecken mit einer Tiefe von 3,3 m. Das Becken wird mit Granit ausgelegt, darauf kommen eine Steinschicht, eine Kiesschicht und zum Schluss Sand. Im Laufe der Zeit bildet sich ein Biofilm auf der Sandschicht, durch den das Wasser bestens gereinigt wird, d.h. es ist frei von Bakterien, Viren und Mikroorganismen. In jedem Becken gibt es zwei Schiebehäuschen, in denen Ventile für den Zu- und Abfluss des Wassers sorgen. Für die schweren Arbeiten zum Betrieb des Wasserwerkes wurden in den 1940er Jahren viele italienische Militärinternierte herangezogen. Auf dem Gelände wurde ein Denkmal für sie errichtet.
Seit den 1980er Jahren bezieht Hamburg sein Wasser hauptsächlich aus der Nordheide. Kaltehofe war bis 1990 in Betrieb. Heute ist „Wasserkunst Elbinsel Kaltehofe“ ein Industriedenkmal,
Naturerlebnispfad und Naturpfad.
Nach der Besichtigung des Außengeländes haben wir uns noch die Ausstellung „Stadt.Wasser.Kunst“ im Neubau angeguckt.
Unser Ausflug endete mit einem leckeren Flammkuchen und selbstverständlich einem gut gekühlten Wasser im Café in der Villa Kaltehofe.
Ulrike Jenke und Reinhold Thate
2. März 2024
Eigentlich sollte die Tour schon viel früher stattfinden, leider hatte uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber auch andere Hindernisse mussten noch überwunden werden.
Mit großen Erwartungen war es nun am 02.03.24 endlich so weit. Um 11 Uhr stiegen wir eine schmale Treppe in die unbekannte Tiefe und landeten in der ersten Schleuse, ein Raum mit schweren Stahlschotten an Ein- und Ausgang. Hier erfuhren wir, dass wir nicht unter dem Hauptbahnhof waren, sondern unter dem Steintorwall.
Der Bunker ist 140m lang und 17m breit und für 2702 Menschen vorgesehen. Sie werden im Ernstfall auf drei Etagen verteilt. Gebaut wurde der Bunker bereits im 2. Weltkrieg als Luftschutzbunker. Erst in den 1960er Jahren wurde er zu einem sogenannten "Atombunker" ausgebaut. Wir erinnern uns, es war "Kalter Krieg". Aufwendige Filteranlagen für Luft und Wasser, Notstromaggregate und Abwasserentsorgung wurden auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Für die Unterbringung der Menschen stehen 150 Räume mit über 2700m² zur Verfügung. Wir kamen in einen Aufenthaltsbereich, in dem die Menschen sich tagsüber aufhalten mussten. Wir saßen auf ungepolsterten Bänken auf Tuchfühlung nebeneinander oder vis á vis und hätten im Ernstfall so 16 Stunden täglich aushalten müssen, nur wenige Ausnahmen waren erlaubt. Für die Nacht ging es dann in die Schlafräume, 150 Menschen in einem Raum mit 3 Betten übereinander, 160cm x 60cm. Geschlafen wurde 8 Stunden. Es war ein sehr beklemmender Eindruck, den man nicht in Worte fassen kann. Verstärkt wurde dieses Gefühl noch, als uns die Küche gezeigt wurde, kaum 10m² groß mit einem herkömmlichen 4-Platten Elektroherd für über 1000 Menschen. Wie soll das gehen?
Am Ende waren viele Teilnehmer durchgefroren und alle sehr beeindruckt. Ich glaube, wir sind auch mit anderen Gefühlen durch diesen Bunker gegangen, als wir sie z.B. 2019 empfunden hätten. Die
Vorstellung, in so einer Unterkunft, in der Enge mit so vielen Menschen über einen längeren Zeitraum "eingesperrt" zu sein, war sehr bedrückend und kaum vorstellbar.
Fazit: Nie wieder Krieg und zum Teufel mit allen Kriegstreibern!!!!!
Im Anschluss konnten wir uns bei einem leckeren Bauernfrühstück wieder aufwärmen und entspannen.
15. November 2023
Am 15.11.2023 ging die Tagestour zu DESY, HERA und PETRA III nach Hamburg-Bahrenfeld. Alle drei "Damen" outeten sich als riesige Ringe, in denen geladene Elementarteilchen mit extrem hoher Geschwindigkeit (fast Lichtgeschwindigkeit) beschleunigt werden. Die Ergebnisse lassen sich mit Hilfe von Detektoren messen.
Unser fachkundiger Begleiter (Master der Physik) verstand es, uns die abstrakt wirkenden Gesetze der Atomphysik, Technik und Funktion der Ringe anschaulich zu machen und uns einen Eindruck von
den großen Anlagen zu vermitteln.
Wir fuhren mit einem Aufzug sechs Etagen in die Tiefe vom HERA-Tunnel-Schacht. Als wir unten ankamen, hat uns die Größe der riesigen mehrstöckigen Halle und des dort vorhandenen enorm großen
Detektors tief beeindruckt. Der HERA-Ring mit einem Umfang von 6.363 m ist stillgelegt.
Anschließend besuchten wir die PETRA-III-Halle mit ca. 60 aufwendigen und gewaltigen Messstationen sowie zahlreichen Messinstrumenten.
Zum Schluss konnten wir noch einen Blick auf den kleinen DESY-Ring werfen. Dieser älteste Beschleunigungsring ist immer noch in Betrieb.
Zum Ausklang haben wir in der DESY-Kantine bei Kaffee und Kuchen die Erlebnisse verdaut. Es war ein spannender Ausflug in die Welt der Atomteilchen und Quantenphysik, für die meisten von uns
trotz unseres Besuches bei DESY sicher immer noch unvorstellbare "höhere Physik".
Ulrike Jenke, Jürgen Beeck
21. Juni 2023
Am 06.09.2023 führte uns unsere Tagestour ins Medizinhistorische Museum des Universitäts-Krankenhauses Eppendorf (UKE). Das Museum befindet sich im Fritz-Schumacher-Haus auf dem Gelände des UKE. Im restaurierten Eingangsfoyer wurden wir von Herrn Dr. Henrik Eßler begrüßt, der nicht nur Kurator dieses Museums ist, sondern auch im regen Kontakt mit dem Museum der Arbeit steht.
Durch die Ausstellung geführt wurden wir von Frau Tiourine, einer studentischen Mitarbeiterin des Museums. Das Thema der Führung lautete „Die Entstehung der modernen Medizin“.
Wir sahen
Röntgenröhren aus den Anfängen der bildgebenden Verfahren in der Medizintechnik und erfuhren Details über den anfänglich sehr unbedarften Umgang mit der Röntgenstrahlung und den dadurch
hervorgerufenen Schädigungen. Die Fortentwicklung der Röntgentechnik führte zu der heute genutzten modernen Computertomografie.
Frau Tiourine erläuterte auch die Entwicklung von Hygienemaßnahmen als einen wichtigen Faktor für die Fortentwicklung der Medizin – umfangreiche Anwendungen von Hygieneregelungen verringerten die
Sterblichkeit erheblich. Die Entwicklung der Krankenpflege von 1889 in den Krankensälen Pavillons bis zu den heutigen Krankenzimmern auf den modernen Stationen.
Die Ergebnisse der Forschungen über die Zeit des Nationalsozialismus im UKE wird im Museum umfangreich dargestellt. Deutlich wurde, welchen Umfang biologistische Ideologien bei der Planung und
Durchführung von Krankenmord und Genozid einnahmen. Viele daran beteiligte Ärzte konnten ihre Tätigkeit nach 1945 ungehindert fortsetzen.
Zum Abschluss führte uns Frau Tiourine in den historischen Sektionssaal, der noch bis 2006 vom Pathologischen Institut des UKE genutzt wurde. Dort und in den angrenzenden Räumen waren noch viele
Ausstellungsstücke und Erläuterungstafeln der Ausstellung „Pandemie – Rückblick in die Gegenwart“ zu sehen.
Die Ausstellungselemente befassen sich mit der Corona-Pandemie und ihren Vorläufern
Pest, Cholera und Spanische Grippe. In den Ausstellungsvitrinen werden vielfältige Maßnahmen zur Bekämpfung der unterschiedlichen Pandemien dokumentiert.
Im angrenzenden kleinen Hörsaal läuft
auf einem Bildschirm eine Videovorlesung von Prof. Dr. Marylyn Addo mit einer Darstellung der aktuellen Forschung zum Corona-Virus. So sind wir wieder, nach Betrachtung von historischen
Pandemien, bei den Themen der der jüngsten Vergangenheit angekommen.
Wir verabschiedeten uns mit einem herzlichen Dank an Frau Tiourine für die sehr interessante und vielschichtige Führung durch die Ausstellung. Bei Kaffee und Kuchen im Café Möwenblick ließen wir die Tour ausklingen und tauschten die vielfältigen Eindrücke des Nachmittags aus.
Jürgen Beeck und Reinhold Thate
Fotografien von Doris Schiller
21. Juni 2023
Der 21. Juni war ein herrlich sommerlicher Tag. Schon die Bahnfahrt von Altona nach Friedrichstadt führte durch eine schöne flache norddeutsche Landschaft, deren Giganten inzwischen die vielen Windrad-Parks stellen. Pünktlich angekommen, begann unsere Stadtführung mitten auf dem großen Marktplatz im Schatten von alten Bäumen und eines Brunnenhäuschens aus dem vorletzten Jahrhundert.
Diese heute 2800 Einwohner zählende Touristenstadt zwischen Eider und Treene versteht sich – so machte unser Guide kenntnisreich und unterhaltsam klar - als einmalig, anders, besonders und
zauberhaft.
Einmalig ist diese Kleinstadt schon allein durch die Entstehungsgeschichte in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Herzog Friedrich III. von Schleswig-Gottorf hatte den in
ihrer Heimat verfolgten niederländischen Remonstranten Religionsfreiheit, wirtschaftliche Freiheiten und freie Hand bei der Gestaltung des Ortsbildes gelassen. In der Folge siedelten sich hier
weitere Glaubensgemeinschaften an wie Lutheraner, Katholiken und Mennoniten. Auch eine jüdische Gemeinde gab es über Jahrhunderte bis die Nationalsozialisten sie brutal verfolgte und auslöschte.
Die ehemalige Synagoge dient heute als Kultur- und Gedenkstätte.
Anders war und ist diese Stadt nicht nur durch ihre religiöse Vielfalt und ihrem Selbstverständnis als „Stadt der Toleranz“, sondern auch in ihrer Tradition der Hausmarken. An
vielen Häusern können diese „Gevelstene“ bis heute bewundert werden: Eulen, Fische, Schwäne, Holzschuhe, Rosen … zieren die Häuser traditionell anstelle einer offiziellen Adresse. Man wohnte
nicht „Am Markt 16“, sondern im Haus „Sternenhimmel“.
Besonders war auch die Stadtplanung. Nicht nur die schachbrettartige Gliederung der Straßen fällt auf, sondern auch die Tatsache, dass der Marktplatz keine Kirche aufweist: Es
sollte nicht nur eine Kirche im Fokus stehen. So wurden die verschiedenen Gotteshäuser auf das ganze Stadtgebiet verteilt und zeitweise von mehreren Religionsgemeinschaften gemeinsam genutzt.
Zauberhaft erschien uns das durch Giebel, Grachten und Brücken beherrschte „Klein-Amsterdam“, wie es bis heute genannt wird. Diese Stadt scheint auch auf Rosen gebettet zu sein.
Nahezu jedes Haus pflegt seine eigenen Rosenstöcke an der Frontseite, so dass an diesem schönen Junitag eine Sinfonie aus Duft und Farben unsere Herzen höherschlagen ließ.
Wir nahmen unseren Mittagstisch im Restaurant „La Trattoria“ ein, in einem Gebäude des ehemaligen Amtsgerichtes mit einem Giebel aus dem 17. Jahrhundert. Danach blieb Zeit für individuelle
Wünsche: Ein Besuch des Stadtmuseums Alte Münze, der verschiedenen Galerien, von Kaffeehäusern oder Kirchen war möglich. Die anschließende Grachtenfahrt verdeutlichte noch einmal, warum
Friederich III. die Holländer holte, um dieses Gelände halbwegs trocken legen zu können. Auch wenn sich sein Ziel, eine blühende Handelsmetropole zu etablieren und dem mächtigen Hamburg Paroli
bieten, nicht erfüllte, so wurde Friedrichstadt doch zu einem außergewöhnlich attraktiven Mittelpunkt der Region.
Die Bahn brachte uns dann mit vielen neuen Eindrücken und ausreichend Gesprächsstoff einigermaßen pünktlich wieder zurück nach Altona.
Für das Team Tagestouren: Annegret Eylers und Gabi Horn
Fotos von Holger Dierks
25. März 2023
Die erste Tagestour in 2023 führte uns ins Maler- und Lackierer-Museum in Hamburg-Billwerder. Das Museum ist in einem Fachwerkaus aus dem Jahr 1600 eingerichtet, die Räume werden ergänzt durch Ausstellungskabinette in der „Tenne“, einer denkmalsgeschützten Scheune beim Museumsgebäude.
Unsere Gruppe von 24 Personen wurde von drei ehrenamtlichen Mitarbeitern des Maler- und Lackier-Museums in Empfang genommen. In drei Gruppen erkundeten wir die Museumsräume.
Wir erfuhren in den Räumen im Hauptgebäude vieles zur Historie und der Entwicklung des Maler- und Lackierhandwerks, der Zünfte und der Innungen. Erläutert wurden Zunftstatuten, Meister- und
Lehrlingsrollen und die Funktion der Armenkasse. Wir erfuhren viele Details zu den Innungsfahnen und dem Silberschatz des Maleramtes. Im weiteren Verlauf der Führung gab es Erläuterungen zu Mal-
und Zeichentechniken, zur Schildermalerei, zu vielfältigen Wand- und Deckengestaltungen mit Mal- und Tapeziertechniken. Interessant waren auch die Erläuterungen zu Vergoldungstechniken und
Siebdruckverfahren, die teilweise den handwerklich ausgebildeten Vereinsmitgliedern aus der eigenen Berufsausbildung her gut bekannt waren.
Nach der Führung im Haupthaus besuchten wir die „Tenne“. In dem Gebäude werden in zehn Kabinetten vielfältige Darstellung von historischen Arbeits- und Werkstattsituationen und Maltechniken
ausgestellt. Von den Bedingungen auf der Wanderschaft der Gesellen über die historischen Techniken der Marmor- und Holzmalerei bis hin zu heutigen Farbspritztechniken von Fahrzeuglackierern wurde
ein sehr interessanter Überblick über die Entwicklung des Maler- und Lackierhandwerks gegeben.
Im Anschluss an die Führung trafen wir uns im Fahnensaal zu einer gemütlichen Runde mit Kaffee, Tee und Kuchen. Hier konnten wir uns noch intensiv mit den Guides zu einzelnen Themenbereichen der
Ausstellung und der Handwerkstechniken austauschen.
Das Museum befindet sich im „Glockenhaus“ (so benannt nach dem Glocken-Dachreiter). Die Räume des Hauses wurden in Anlehnung an die Befunde nach den entsprechenden Stilepochen restauriert. Der
Barockgarten am Haus wird ebenfalls liebevoll gepflegt. Kurzum: Das Gelände ist auch aus lokalhistorischer Sicht einen Besuch wert.
Zur Website des Museums >>
Reinhold Thate und Jürgen Beeck
19. November 2022
Am Anfang unseres Besuches im Wilhelmsburger Energiebunker stand ein sehr anstrengender Treppenaufstieg, denn der Fahrstuhl, der uns in die luftige Höhe von 30 Metern bringen sollte, war defekt. Der 19. November war zwar ein kühler, aber ein sehr sonniger Tag. So nutzten viele der 24 TeilnehmerInnen gleich die Gelegenheit zu einem Rundumspaziergang auf der Bunkerplattform und genossen das herrlich klare Hamburg-Panorama. Pünktlich um 14 Uhr empfing uns Herr Johannes Robert von der Stadtentwicklungsbehörde und begann seine einstündige Führung mit der Historie des Bunkers.
Der Schutz- und Flakbunker wurde erst 1943 unter brutalem und vernichtendem Einsatz von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen fertiggestellt. Ihre Flugabwehrfunktion konnten die vier Abwehrkanonen
auf dem Bunkerdach nur in sehr bescheidenem Umfang erfüllen. Ab 1944 wurden auch hier noch 16- und 17jährige Oberschüler nach kurzer Flakhelferanleitung eingesetzt. Der von vorn herein begrenzte
Sprengungsversuch der britischen Militärregierung im Rahmen der Entmilitarisierung Hamburgs legte 1947 das Innere des Bunkers in Schutt und Asche und hob die gesamte bis zu vier Meter dicke
Außenmauer kurzzeitig ein wenig an. Die Spuren davon sind noch bis heute zwischen der ersten und zweiten Etage an der Innenseite der Außenmauern in Form eines horizontalen Risses zu sehen.
Unser Rundgang führte uns danach auf das Dach des Energiebunkers, wo heute in den ehemaligen Geschützständen die massiven Stützfüße für die große Solarthermieanlage auf 50 Metern Höhe verankert
sind. Nach einer langen fast ungenutzten Zeit wurde 2001 der Bunker unter Denkmalschutz gestellt und dann im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 2010 seiner neuen Bestimmung als
Ökokraftwerk zugeführt. Statt Abriss entschied man sich für eine neue Nutzung. Heute versorgt der Energiebunker im Rahmen eines dezentralen Nahwärmekonzeptes 1000 Haushalte mit Strom und 2500
Haushalte mit Wärme. Seine Kapazitäten sind noch ausbaufähig. Weitere energetische Sanierungsmaßnahmen bei Bestands- und Neubauten in Wilhelmsburg, beispielsweise an den Häusern des
Reiherstiegviertels, unterstützen das Ziel einer massiven CO²-Reduzierung.
Dann endlich konnten wir im 2. Stock von der Besucherplattform das Innere des Energiebunkers bestaunen. Optisch dominiert der 20 m hohe Großpufferspeicher mit einem Fassungsvermögen von 2 Mio. Litern Wasser bei einer Durchschnittstemperatur von 80 Grad und mit einer ausgefeilten Regeltechnik versehen. Ein Teil der regenerativen Energieerzeugungsanlagen ist neben dem Speicher mit einem für Laien beeindruckenden Leitungswirrwarr montiert. Die gesamte Anlage ist maximal isoliert und glänzt herrlich silbrig. Die erzeugte Energie und Wärme setzen sich aus den Komponenten Solarthermie, Photovoltaik, Biogas und industrielle Abwärme zusammen. Herr Robert unterstrich den nicht enden wollenden interessierten Besucherstrom – von Laien bis Experten - vor allem aus nordeuropäischen Ländern, Holland, Österreich, ja selbst aus Kasachstan und Mexiko. Abschließend betont er, dass eine solch intelligente Verknüpfung von Energieerzeugung und -nutzung selbstverständlich auch ohne Bunker möglich ist!!
Bei Kaffee und Kuchen im Café Vju gab es viel zu diskutieren. Die breite Fensterfront ermöglichte uns den Blick auf einem herrlichen roten Sonnenuntergang über Hafen und Elbe. Abwärts ging es
dann doch im reparierten Fahrstuhl.
Annegret Eylers und Reinhold Thate
18. September 2022
Unsere Tagestour „Blick hinter die Kulissen“ führte uns am 18.09.22 um 11:00 Uhr ins Schauspielhaus. Wir trafen uns vor dem Haupteingang und wurden von einer Mitarbeiterin des Hauses in Empfang genommen. Begrüßt wurden die Teilnehmer im Eingangsfoyer, eine Einführung in die sehr interessante Geschichte des Hauses erfolgte dann im Marmorsaal (weitere Infos zur Historie). Daraufhin nahmen wir im ersten Rang des Zuschauerraumes Platz und erfuhren Neues zum gegenwärtigen Spielplan und den enormen Zuschauerkapazitäten der verschiedenen Spielstätten. 350 festangestellte Beschäftigte sichern den laufenden Betrieb dieses hervorragenden Schauspielhauses. Der weitere Weg führte uns über die Gründgensloge auf die Große Bühne. Hier standen Details zum Bühnenbetrieb im Vordergrund. Wir konnten einen Blick auf das Bühnenbild für die Produktion Macbeth werfen und einen Eindruck von der gigantischen Bühnenmaschinerie gewinnen.
Der weitere Weg führte uns durch lange Gänge in den Bereich der Großwerkstätten. Wir erhielten ausführliche Erläuterungen über den Ablauf der Herstellungsprozesse einer Produktion von den ersten Ideen der Dramaturgen und der Regisseure bis zur Premiere. Dazu gehören die Planung des Bühnenbildes durch den Bühnenbildner, die Bauprobe, die Entwürfe der einzelnen Werkstattbereiche (Tischlerei, Schlosserei, Theatermaler) sowie der Kostümabteilung und der Maskenabteilung. Es wurde deutlich, welche Komplexität in der Herstellung sowohl des Bühnenbildes als auch der Kostüme und Masken steckt. Parallel zu den Fertigungen in den Werkstätten wird der künstlerische Probenbetrieb auf den einzelnen Probebühnen ausgeführt. Erst zum Ende der Produktionsphase finden die Proben in der fertiggestellten Bühnendekoration mit den angefertigten Kostümen und Masken statt. Die Premiere bildet dann den Endpunkt des Produktionsprozesses – das Theaterstück wird vor Publikum aufgeführt.
Der Blick vom Rang auf die Bühne und in den Kostümfundus – Fotos: Norbert Wittke
Anschließend führte uns der Weg in die Kostümwerkstätten (Damen- und Herrenschneiderei) und den Kostümfundus. Hier konnten wir einen Blick auf Kostüme werfen, die aktuell für Produktionen gefertigt wurden. Wir erhielten auch Informationen zu den vielfältigen Ausbildungsberufen im Schauspielhaus, sowohl im Kostümbereich, wie auch in den anderen technischen Abteilungen. Beeindruckend war auch der Blick in die Räume des Kostümfundus, hier lagern große Mengen von Kostümen früherer Produktionen, die teilweise wieder verwendet werden oder für Probenzwecke genutzt werden.
Unsere nächste Station war die Abteilung Maske, dort ist u.a. ein Schwerpunkt die Erstellung von Perücken für die einzelnen Schauspieler in den Produktionen.
Der Blick hinter die Kulissen endete dann wieder im Foyerbereich des Theaters. Nach Verabschiedung durch die Mitarbeiterin des Schauspielhauses nahmen wir bei Max und Consorten einen Mittagsimbiss ein und tauschten uns noch lebhaft zu den vielfältigen Eindrücken auf unserer kleinen Theatertour aus.
Reinhold Thate + Annegret Eylers
11. Juni 2022
Am 11. Juni 2022 führte uns die Tagestour in den Sachsenwald nach Aumühle, wo sich uns eindrucksvoll über zwanzig Regelspur-Fahrzeuge des norddeutschen Raumes präsentierten.
Einst dampften, schnauften und quitschten sie durch die Lande, die alten Dampfloks, Diesellokomotiven, Personen- und Güterwaggons und ehemaligen S-Bahnen – eindrucksvolle Impressionen aus der
Eisenbahn-Geschichte.
Unter fachkundiger Führung genossen wir die Besichtigung und vielen Erklärungen zu den imposanten Eisenbahn-Oldtimern, durften die Innenwagons und das interessante Lehrstellwerk begutachten
und die Führerstände besteigen. Ein „kleiner Ausflug ins Grüne auf dem Gelände“ mit der Feldbahn sowie eine Fahrt mit der Handhebeldraisine zur Gleisbaustelle verliehen der Besichtigung den
aktiven Teil.
Für das leibliche Wohl war gesorgt: ein „Welcome-Kaffee“, ein Mittagsimbiss samt Kaffee und Kuchen bei herrlichem Sommerwetter in stimmungsvoller Atmosphäre draußen vor den Zügen rundeten diesen
schönen Ausflug ab.
Es hat offenbar allen Beteiligten – unseren Teilnehmer*innen sowie den engagierten Museumsfreunden des Lokschuppens - gleichermaßen sehr viel Spaß gemacht.
Gabi Horn
27. August 2022
Foto: Doris Schiller
Bereits im Mai 2020 war eine Tagestour nach Brunsbüttel geplant, die coronabedingt leider ver- schoben werden musste.
Am 27. August 2022 konnten wir unsere Fahrt starten. Die Tour erfreute sich offenbar großer Beliebtheit und war schnell ausgebucht. Mit dem Regionalzug fuhren wir vom Hauptbahnhof Hamburg nach
Itzehoe und weiter mit dem Bus nach Brunsbüttel – dorthin, wo sich Elbe und der Nord-Ostsee-Kanal treffen.
Wir nahmen an einer 90minütigen, sehr informativen und interessanten Besichtigung auf dem Schleusengelände teil. Unter fachkundiger Leitung erhielten wir einen eindrucksvollen Einblick zur
meistbefahrenen künstlichen Seeschifffahrtsstraße der Welt. (Im Jahr 2021 transportierten ca. 27.000 Schiffe rund 85,2 Millionen Tonnen Güter durch den NOK. Quelle WSV.de)
Dass diese wirklich stark frequentiert wird, offenbarte sich auch zu dem Zeitpunkt unseres Rund- ganges, etliche große Pötte wurden in die Schleusenkammern rein- wie rausgeschleust. Wir er-
fuhren viel Spannendes über die Abläufe, die Organisation des internationalen Schiffsverkehrs und die Geschichte des Kanalbaus.
Aufgrund des hohen Alters der Schleusenanlagen stehen z. Zt. etliche Sanierungs- und Instand- setzungsarbeiten an. Momentan gibt es in Brunsbüttel eine kleine und eine große Schleuse mit je zwei
Schleusenkammern. Eine 5. Schleusenkammer ist im Bau – eines der größten Wasserbau- projekte Europas. Hintergründe und Informationen dazu wurden uns anschaulich im Schleusen- informationszentrum
vermittelt.
Die Mittagspause – natürlich mit einer Fischplatte - fand im „Torhaus“, einem Restaurant am Wasser mit Blick auf die Schleusenanlage und die ein- und ausfahrenden Schiffe sowie dem kleinen
Sportboothafen statt.
Frisch gestärkt ging es danach noch in das Atrium, dem Kanalmuseum, in dem die Geschichte des Kanal- und Schleusenbaus anhand von Schautafeln, Schiffsmodellen, historischen Exponaten sowie einem
Videofilm gezeigt wurden zum Thema „Der Kaiser und der Kanal“.
Vor der Rückfahrt hatten die Teilnehmer noch Zeit und Gelegenheit – je nach Lust, Laune und Kraft – sich noch einen weiteren Film anzusehen, bei herrlichem Wetter einen Spaziergang durch die
Stadt oder am Wasser zu unternehmen oder sich dem Schlemmen in der Eisdiele hinzugeben.
Etwas erschöpft, aber auch sehr zufrieden und erfreut über diesen Ausflug, kamen wir gegen 19.00 Uhr wieder in Hamburg an.
Gabi Horn
Begegnungen mit Experten vor Ort standen im Mittelpunkt: Unser Vereinsmitglied Ludwig Eiber, lange in Hamburg in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und dann in der KZ-Gedenkstätte Dachau tätig, hatte
für uns den Besuch des Archivs der Münchner Arbeiterbewegung organisiert. Dort gewannen wir einen Einblick in den Aufbau des Archivs, seine Veröffentlichungen und die Arbeit mit Zeitzeugen.
Bei der Führung durch den Stadtteil Haidhausen erfuhren wir von einer langjährigen Bewohnerin sehr lebendig, wie sich dieser Stadtteil vom Dorf vor den Türen der Stadt zum innerstädtischen
beliebten und nunmehr teuren Wohngebiet entwickelte.
Im Stadtmuseum erkundeten wir nicht nur, was „Typisch München“ ist und wie sich die Stadt während des Nationalsozialismus entwickelte. Wir konnten der Frage nachgehen, wie etwas in einem Museum
dargestellt wird: Das Thema Migration wurde nicht etwa in einer Extra-Abteilung erzählt, sondern durch „Interventionen“ in die Ausstellungsräume „Typisch München“: So wurde ein großes Laufband,
auf dem sich alle Köstlichkeiten der bayerischen Küche befanden, durch ein in einem großen Kühlschrank befindliches Essenspaket für Geflüchtete, das diese in den Unterkünften erhalten,
„kommentiert“. Daran schloss sich ein Gespräch mit der im Stadtmuseum für restitution verantwortlichen Wissenschaftlerin an.
Im Deutschen Museum, das zurzeit generalsaniert wird, kamen Technikbegeisterte voll auf ihre Kosten. Bei der Besichtigung des Jüdischen Zentrums mit dem von der Stadt getragenen Jüdischen Museum,
dem Besuch der Synagoge und dem anschließenden Essen im koscheren restaurant erlebten wir heutiges Jüdisches Leben in der Mitte der Stadt. Angesichts der in Hamburg über den Wiederaufbau der
Synagoge am Bornplatz geführten Diskussion war es sehr interessant, die neu erbaute Synagoge von innen zu erleben.
Das Münchner Konzept der Stelen zum Gedenken an zwischen 1933 und 1945 Verfolgte und Ermordete wurde uns auf einem rundgang erklärt. Anders als die in die Erde eingelassenen Stolpersteine
befinden sich diese Stelen auf Augenhöhe im Stadtraum oder an Hauswänden.
Mit dem Besuch der KZ-Gedenkstätte Dachau besuchten wir einen Ort der Erinnerungskultur. Ludwig Eiber und robert Sigel führten uns über das Gelände einschließlich des Krematoriums. Auf dem
riesigen Gelände begegneten uns viele Gruppen von SchülerInnen und Studierenden aus aller Welt.
Im Lenbachhaus wurden wir in die Welt des Blauen Reiters eingeführt.
Im Valentin-Karlstadt-Musäum wurden wir mit den Wurzeln dieser Künstler in der Münchner Volkskultur vertraut gemacht.
So können wir sagen: In 7 vollen Tagen haben wir uns umfassend mit der Geschichte und Kultur der Stadt München gewidmet und alle waren begeistert!
Helga Koppermann
19. Februar 2022
Nein! Nein! Wir hatten die Sturmfluten Mitte Februar - 60 Jahre danach - nicht bestellt! Am 19. Februar fanden sich trotzdem alle TeilnehmerInnen pünktlich, aber gut durchnässt im Schmidt-Forum zur Ausstellung „Schmidt! Demokratie leben“ ein.
Dr. Magnus Koch, Leiter des Arbeitsbereiches Ausstellungen und Geschichte, führte uns detailreich durch das Leben und Wirken des Altkanzlers Helmut Schmidt ohne das Große und Ganze und Kritische
zu vergessen. So entstand ein Kanzlerportrait, das persönliche mit politischen, historische mit aktuellen und konkrete mit thematischen Ereignissen verband. Nicht zuletzt durch die vielen großen
Fotos, die uns allen aus den Medien bekannt sind, strahlt die Ausstellung eine große Intensität aus.
Steht Adenauer für die Westbindung, Brandt für die Ostpolitik, so bleibt Schmidt vor allem als Krisenkanzler, als der werteorientierte Macher einer Realpolitik, in Erinnerung. Seine Wirtschafts-,
Energie- und Sicherheitspolitik waren gekennzeichnet durch Ölkrise, steigende Arbeitslosigkeit, den Bau von Atomkraftwerken und NATO-Doppelbeschluss. Auch die dramatischen Ereignisse um die
Schleyer-Entführung prägten seinen Ruf als entschlossen handelnder Krisenmanager.
Unsere Nachfragen an Dr. Koch konzentrierten sich auf Schmidts Jugendzeit, seine Erfahrungen und Lehren aus dem Krieg und sein Misstrauen gegenüber den aufkommenden Basis- und Jugendbewegungen
der 70er Jahre. Nur wenige von uns wussten, dass Schmidt einen jüdischen Großvater hatte, den er als Jugendlicher zu leugnen versuchte, aber später als „Medienkanzler“ in Szene zu setzen
verstand. Auch seine Haltung zur Aufrüstung, Atomkraft und Terroristenverfolgung hatten nicht wenige von uns eher kritisch in Erinnerung.
Von den in der Ausstellung vorhandenen 40 Stunden Filmmaterial konnten wir in unserer Zeit zum individuellen Stöbern nur das wenigste anklicken. Und so hat sich der eine oder die andere von uns
vorgenommen, bei einem der nächsten Innenstadtbesuche noch einmal in diese interessante und anregende Ausstellung am Kattrepel hineinzugehen.
In den anschließenden Diskussionen beim gemeinsamen Mittagstisch waren wir uns weitgehend einig darin, dass dem Lebenswerk des Staatsmannes und Ehrenbürgers Hamburgs mit dieser Ausstellung
angemessen und würdig gedacht wird. Die Erinnerung an ihn will die Stiftung mit vielen aktuellen Themen und Veranstaltungen lebendig halten, so zum Beispiel mit Schmidts Grundüberzeugungen zu
Europa und zur parlamentarischen Demokratie. Helmut Schmidts Aussage: „Hanseaten werden in der Politik gebraucht!“ ist ja gerade wieder hochaktuell!
Annegret Eylers und Doris Schiller für das Team Tagestouren
9. Dezember 2021
Im Oktober 2021 bekam der Freundeskreis des Museums der Arbeit von Ursula Richenberger, der Projektleiterin für den Aufbau des Hafenmuseums, das Angebot, eine Baustellenbesichtigung der Peking für Freunde und Freundinnen unseres Museums, durchzuführen.
Das Team Tagestouren war gerne bereit, die Organisation gemeinsam mit dem Vereinsbüro und den Ehrenamtlichen der Peking zu übernehmen. Die Termine waren für den 2. und den 9. Dezember festgelegt. Jeweils 24 Personen konnten teilnehmen. Es erfolgte eine Veröffentlichung im Newsletter des Vereins und die 48 Plätze waren in wenigen Tagen ausgebucht.
An beiden Tagen war es gut, wenn man sich warm angezogen hatte. Da die Peking nicht beheizt wird, kroch die Kälte schnell bis an die Haut. So muss es auch den Männern gegangen sein, die vor Jahrzehnten auf diesem Großsegler gefahren sind. Im Gegensatz zu uns, konnten die sich aber nicht auf eine warme Wohnung freuen. Über Wochen begleiteten sie die Fracht auf dem Schiff und konnten sich nur durch die harte Arbeit an Bord aufwärmen. Unsere 4 Guides wussten viel über die Geschichte des Schiffes und die sehr unterschiedliche Nutzung zu berichten, vor allem aber beeindruckten die Erzählungen über die Lebensbedingungen auf dem Frachter zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Stapellauf der Viermast-Stahlbark war 1911 bei Blohm und Voss. Die Reederei F. Laeisz transportierte von Chile Salpeter nach Hamburg. Es war kompliziert, die Ladung so im Laderaum zu verteilen, dass auch bei schwerem Seegang der Segler nicht umkippte. Der Laderaum nimmt natürlich den größten Platz auf dem Schiff ein.
Für die Besatzung waren nur kleine Räume direkt an der kalten Bordwand mit kleinen Kojen und Hängematten vorgesehen, die übereinander lagen und bei Kälte mit steifgefrorener Kleidung genutzt wurde. Lebende Schweine und Hühner wurden mitgenommen und unter Deck gehalten, um auf See geschlachtet und verspeist zu werden.
Es gab auch Vorratsräume für Getreide und Kartoffeln. Oft verdarben die gelagerten Lebensmittel und es wurde gehungert. Ein großes Problem war auch das Trinkwasser. Es war kaum möglich, es über die Wochen der Überfahrt frisch zu halten.
Die Arbeit war hart und ich möchte mir nicht vorstellen, bei Sturm die Masten hochzuklettern, um die Segel zu bergen. Auch die schweren Anker zu bewegen oder das Ruder zu bedienen, brauchte viel Kraft. Mit nassen Klamotten sich nach getaner Arbeit zum Schlafen zu legen ist auch keine Entspannung. Von der viel besungenen Seemannsromantik haben wir auf der Peking keine Spur entdeckt.
Vielen Dank dass wir dieses Angebot bekommen haben! Wir würden uns sehr freuen, wenn wir weiteren Mitgliedern unseres Freundeskreises so eine Führung über die Baustelle der Peking ermöglichen
können!
Doris Schiller und Jürgen Beeck
Fotos: Jürgen Beeck
21. Juli 2021
Am 21. Juli 2021 konnten wir, trotz noch bestehender Einschränkungen durch die gültigen Corona-Schutzregeln, die schon länger geplante Tour durch den Stadtpark mit anschließendem Besuch des Planetariums mit insgesamt 17 Teilnehmern durchführen.
Der Stadtparkverein vermittelte uns eine sehr fachkundige Begleitung für die Tour durch den Stadtpark. Der Schwerpunkt der Führung lag auf der Vermittlung zur Entstehung und zur inzwischen
mehr als 100 jährigen Geschichte des Parks. Themen waren auch das Wachstum der Bevölkerung in Hamburg in den Jahren vor der Errichtung des Stadtparks insbesondere in den Stadtteilen Barmbek
und Winterhude.
Wir erfuhren viele Details zur Konzeption und zur Gestaltung des Parks. Von Fritz Schumacher und Gartenbaudirektor Linne wurden sowohl Elemente des englisch en Landschaftsgartens, wie auch des französischen Architekturgartens im Stadtpark geplant und umgesetzt. Die damals geschaffenen Strukturen prägen den Park bis heute. Erläutert wurden uns die Entwicklung des Parks, der Gebäude und der Kunstwerke im Park über die mehr als 100 Jahre des Bestehens u.a. mit einer Anzahl von Zeichnungen und Fotos aus der recht wechselvollen Geschichte. Wir erfuhren Details zur Stadthalle am Eingang Südring, und zu den weiteren Gebäuden, die zum größten Teil im Krieg zerstört wurden und nicht wieder aufgebaut wurden. Die Tour führte uns dann u.a. durch den Heckengarten, das frühere Luftbad und die frühere Trinkhalle zum Planetarium. Das Planetariumsgebäude wurde ursprünglich als Wasserturm errichtet, bevor es für seine jetzige Nutzung hergerichtet wurde.
Im Planetarium sahen wir dann im Anschluss an die Stadtparkführung die Vorstellung „DIE SONNE – UNSER LEBENDIGER STERN“ Wir sahen atemberaubende Bilder der Sonnenoberfläche und erfuhren
viele Details zur Geschichte unseres Sonnensystems. Die vermittelten Daten zum Alter unseres Sonnensystems und zu den Entfernungen in Lichtjahren waren sehr eindrucksvoll.
Vor und nach der Vorstellung im Planetarium bestand noch die Möglichkeit zum Besuch der Aussichtsplattform. Für Besucher gibt es in 42 m Höhe einen fantastischen Blick über Hamburg und den
Stadtpark.
Den Abschluss fand unsere Tagestour mit einer Kaffeetafel im Café Schmidtchen im Planetarium. Nach einer rundum gelungenen Tour konnten wir hier den Tag bei kleinen Leckereien ausklingen
lassen.
Annegret Eylers und Reinhold Thate
Fotos: Gabi Horn, Doris Schiller
24. Oktober 2021
Am 24.10.2021 konnte das Team Tagestouren eine kurzfristig zugesagte Tour zum Hafenmuseum inkl. Führung realisieren. Mit 15 Personen besuchten wir das Museum.
Das Thema der Führung lautete Revierfahrt. Mit Revierfahrt wird die Strecke bezeichnet, die ein Schiff vom Liegeplatz bis zur offenen See absolviert. Ein Mitglied der Freunde des
Hafenmuseums gab uns sehr interessante Einblicke in die Arbeitswelt der Lotsen, in die Schiffsleittechnik, erläuterte Seekarten und Leuchtfeuereinträge. Die Lotsen unterstützen die
Schiffsführung der großen Schiffe auf dem Weg in und aus dem Hamburger Hafen bei der Fahrt auf der Elbe während der tidenbedingten knappen Zeitfenster für die Fahrt durchs Revier.
Wir besichtigten die Lotsenstube von 1895, die aus dem Lotsenhaus in Brunsbüttel stammt und im Schaudepot des Hafenmuseums originalgetreu wieder aufgebaut wurde.
Wir erfuhren viele Details über Navigation, über Seezeichen, Leuchtfeuer und Leuchttürme. Erklärt wurde die Funktionsweise eines Sextanten und Begriffe wie terrestrische und astronomische
Navigation. Im Museumsdepot wurde der historischer Arbeitsplatz und die Tätigkeiten eines Schiffsfunkers erklärt.
Ein Schulungsstand zur Einübung von Schiffsmanövern aus einer ehemaligen Seefahrtschule wurde in Betrieb gesetzt und Steuerungsmanöver vorgeführt.
Nach der Führung war noch Gelegenheit, den Außenbereich des Museums zu besichtigen, inkl. Liegeplatz der Peking. Während unseres Aufenthalts war gerade Niedrigwasser, dadurch waren Blicke auf die
sanierten Aufbauten der Peking möglich. Fragen konnten von ehrenamtlichen Mitarbeitern der Freunde der Peking beantwortet werden.
Ein Besuch des Hafenmuseums mit den historischen Schiffen und dem Schaudepot lohnt immer wieder, mit fachkundigen Erläuterungen gibt es noch viel über den Hafenbetrieb, die Seefahrt, die Lebens-
und Arbeitsbedingungen der Menschen und über die hamburgische Hafengeschichte zu erfahren.
Der Nachmittag im Hafenmuseum klang mit einer kleinen Kaffeepause aus, die viele Teilnehmer dazu nutzten, windgeschützt in der Sonne vorm Schaudepot zu sitzen, sich Kaffee und Kuchen schmecken zu
lassen und den schönen Tag zu genießen.
Team Tagestouren
Reinhold Thate und Annegret Eylers
Fotos: Norbert Wittke
Freunde des Museums der Arbeit e. V.
Wiesendamm 3
22305 Hamburg
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