Mehrmals im Jahr geht der Verein auf Tour. Im Programm: Tagesfahrten zu interessanten Betrieben, Museen und Kulturstätten in der Umgebung Hamburgs,
mehrtägige Erlebnisreisen zu bedeutenden Stätten der Industrie- und Sozialgeschichte in Deutschland und dem angrenzenden Ausland.
Wer hat Lust auf Organisieren? Das Team Tagestouren sucht weitere Freiwillige als Team-Mitglieder
Wir planen und begleiten Gruppenfahrten für die Freunde des Museums der Arbeit in Hamburg und Umgebung. Ein jeder kann sich für interessante Tagesfahrten
einbringen und den Zeit- und Arbeitseinsatz nach eigenen Vorstellungen gestalten.
Wir würden uns über weitere Tatkraft und Ideen sehr freuen!
Annegret E., Gabriela H., Reinhold T., Jürgen B.
Bei Interesse und für Nachfragen: eylers@hotmail.com
oder reinhold-FMDA@gmx.de
Die nächste Ankündigung erfolgt in Kürze!
16. Mai 2025
Unsere 2. Tour in 2025 führte uns ins Industriemuseum nach Elmshorn. Am 16.05.2025 trafen wir uns im Hauptgebäude des Museums in der Catharienstraße in Elmshorn. Das Museum befindet sich in einem alten Speicher im Zentrum von Elmshorn.
Wir wurden von unserem Guide begrüßt und bekamen jeweils eine Stempelkarte ausgehändigt. An der großen Stempeluhr stempelten wir uns vor dem Beginn des Rundgangs alle ein.
Unser Guide informierte uns über die Geschichte des Museums und die Schwerpunkte der Ausstellung:
Das Industriemuseum sammelt Gegenstände, Archivalien und Fotografien. Die heutigen Sammlungsschwerpunkte resultieren aus dem Museumskonzept des Industriemuseums. Neben Exponaten aus der Stadtgeschichte – von der Vor- und Frühgeschichte bis heute – liegt der zweite Schwerpunkt seit 1981 auf Exponaten aus der regionalen Arbeitswelt und dem Alltag der Industriezeit in der Unterelberegion (Industriemuseum).
An unterschiedlichen Stationen im Museumsgebäude erhielten wir durch unseren Guide vielfältige Eindrücke zu den Veränderungen von Leben und Arbeit durch die Industrialisierung in der Region um Elmshorn. Wir erfuhren u.a. Details zur Entwicklung von Schiffbau, Lederverarbeitung, Keramikindustrie, Lebensmittelindustrie und anderen Betrieben. Durch die sehr interessanten Detailinformationen unseres Guides und die Verknüpfung mit den ausgestellten Industrieobjekten konnten wir die vielfältigen Veränderungen für die in der Industrie tätigen Menschen gut nachvollziehen.
Zum Ende der Führung stempelten wir uns alle wieder aus – 2 Stunden Rundgang mit vielen Informationen und Erläuterungen zu den Ausstellungsobjekten rund um die Industriegeschichte waren schnell vergangen.
Nun stand der gedeckte Kaffeetisch für uns bereit. Wir tauschten uns noch recht lebhaft zu den gewonnenen vielfältigen Eindrücken aus und ließen uns Kaffee und Kuchen schmecken.
Gegen 16:00 Uhr machten wir uns wieder auf den Rückweg nach Hamburg.
Fazit: Ein kleines aber feines Museum mit einem engagierten Mitarbeiterteam, schnell von Hamburg erreichbar und ein guter Tipp für einen spannenden Ausflug in die Industriegeschichte der Region.
Reinhold Thate, Ulrike Jenke
15. März 2025
Sonne und blauer Himmel, die besten Voraussetzungen für unseren ersten Tagesausflug am 15. März 2025 nach Lübeck.
Nach unserer Ankunft in Lübeck sind wir zum Marzipanland „An der Untertrave“ gelaufen. Dort haben viel über Marzipan erfahren. Klassisches Marzipan hat etwa 30 % – 50 % Zucker, Edelmarzipan hat einen Mandelanteil von mindestens 70 %, manchen Marzipansorten werden Rosenwasser oder Bittermandeln hinzugefügt. Nachdem jeder von uns unter fachkundiger Anleitung ein kleines Meisterstück angefertigt hat, gab es zur Belohnung Kaffee, Tee und natürlich Marzipantorte. Zu guter Letzt bekamen wir die Auszeichnung „Marzipan-BotschafterIn“ in Form eines Zertifikates.
Dann ging es los zu einer informativen und kurzweiligen Führung durch Lübecks Gassen. In direkter Nachbarschaft zum Marzipanland steht das älteste Haus Lübecks, erbaut um 1220, das heute ein
Hotel ist. Das Holstentor im Hintergrund, erbaut im 15. Jahrhundert, schützte die Lübecker Bürger und Händler vor Angriffen. Salz machte Lübeck in diesen Zeiten zu einer der führenden
Handelsmächte. Bereits im 14. Jahrhundert erhielt Lübeck den Titel „Königin der Hanse“.
Richtung Rathausmarkt kamen wir an der Marienkirche mit ihren beiden markanten Türmen vorbei, die in mehreren Bauphasen errichtet wurden. Die Marienkirche ist eines der bedeutendsten Gebäude der
Backsteingotik, erbaut im 13. und 14. Jahrhundert. Durch die Marienkirche wurde der einstige Reichtum als Symbol sichtbar. In der „Clemensstraße“ wurde bis in die 1970er Jahre „gearbeitet“. Es
befand sich hier das ehemalige Rotlichtviertel, heute ist hier eine Wohnstraße.
Hinterhöfe, Giebelhäuser und enge Straßen führten uns zum Heiligen-Geist-Hospital. In dem um 1260 von Lübecker Kaufleuten gestifteten Backsteinbauwerk wurden Kranke, Alte und Bedürftige versorgt.
Zu sehen gab es hier eine riesige Kirchenhalle mit einem gotischen Gewölbe und Originalmalereien sowie kleine, aneinander gereihte Holzstuben, in denen die Bewohner leben konnten.
Nach zwei Stunden haben wir viel über Lübeck erfahren und sind wieder zurück nach Hamburg gefahren. Ich wusste an diesem Abend auf jeden Fall, wie viele Schritte ich gelaufen bin.
Ulrike Jenke / 25.03.2025
13. November 2024
Unsere 4. Tagestour im Jahr 2024 führte uns ins Deutsche Klimarechenzentrum (DKRZ) in die Bundesstraße im Hamburger Univiertel. Unsere Gruppe traf sich im Foyer des unscheinbaren Bürogebäudes und wurde dort von Frau Jana Mayer, einer Mitarbeiterin des DKRZ begrüßt und in einen Konferenzraum geführt. In einem Vortrag mit umfangreichem Bildmaterial erhielten wir vielfältige Informationen zu den Aufgaben des DKRZ, den Trägern der Einrichtungen und den Forschungsschwerpunkten.
Das DKRZ ist ein Rechenzentrum, dass als nationale Serviceeinrichtung für die Klimaforschung mit seinen Hochleistungsrechnern und den riesigen Datenspeichern die Technik für Berechnungen und zur Simulation von Klimaszenarien bereitstellt.
Wie wir im Verlauf des Vortrags erfuhren, bietet das DKRZ für Wissenschaftler eine einzigartige Infrastruktur für die Erforschung und die modellbasierte Simulation des globalen Klimawandels und
seiner Auswirkungen auf die verschiedenen Regionen der Welt. Die Dienste des DKRZ werden von mehr als 1500 Wissenschaftlern genutzt; jeder Klimaforscher in Deutschland kann Rechenzeit beantragen.
Auch in Kooperation mit europäischen und internationalen Wissenschaftseinrichtungen werden Projekte durchgeführt. Das DKRZ ist die zentrale Rechenstelle der Klimaforschung und der Simulation von
Klimaentwicklungen in Deutschland und zählt zu den weltweit größten Einrichtungen dieser Art.
Im Verlauf des Vortrags erläuterte Frau Meyer uns anhand von vielen Schaubildern sehr anschaulich die Ergebnisse, die auf Basis der Berechnungen des DKRZ entstanden sind. Wir sahen grafische
Darstellungen von Modellen, in denen die Auswirkungen des Klimawandels und der Erderwärmung mit unterschiedlichen Temperaturanstiegen dargestellt wurden. Auch das vielfältige Zusammenspiel von
Ozean, Atmosphäre und Weltraum bei Temperaturanstiegen wurde aufgezeigt. Fragen zu den Schaubildern und den zugrundeliegenden wissenschaftlichen Erkenntnissen wurden im Teilnehmerkreis
besprochen.
Die zentrale Erkenntnis der Klimaforschung wurde auch hier bestätigt: Die Erde erwärmt sich seit Beginn der Industrialisierung in den letzten 150 Jahren mit noch nie dagewesener
Geschwindigkeit.
Nach dem Vortrag besichtigten wir die zentralen Technikräume im Obergeschoss des Gebäudes. Große Rechnersysteme mit immensen Festplattenspeichern und ein automatisiertes Datenarchiv bilden den
technischen Kern des DKRZ. Diese technischen Komponenten eines der größten Rechenzentren für Klimaforschung weltweit wirkten auf uns schon recht beeindruckend.
Im Anschluss an den sehr informativen Besuch im DKRZ nahmen wir noch ein Mittagessen in der Nähe ein und diskutierten dabei angeregt über unsere Eindrücke beim DKRZ sowie zu den Ergebnissen und
den Prognosen aus den verarbeiteten Daten der Klimaforschung.
Ohne Zweifel gilt: Der Klimawandel ist real und wird die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen innerhalb weniger Jahrzehnte massiv verändern.
Ein ganz wesentlicher Beitrag zur Einbeziehung der vielfältigen Einflussfaktoren des Klimawandels in die Simulationen und Visualisierungen der zukünftigen Entwicklungen wird hier in Hamburg in
dem unscheinbaren Gebäude im Univiertel geleistet.
Reinhold Thate + Annegret Eylers
13. Juli 2024
Der 13. Juli war ein herrlicher Sommertag – ohne Hitze und ohne Regen! Wir starteten unsere Zeitreise auf dem Kiekeberg allerdings mit Zeitverzögerung infolge der HVV-Umleitungen in Harburg. Doch die Führung von Frau Ursel Thonfeld durch die „Königsberger Straße“
versetzte uns bald in eine besondere Stimmung mit vielen persönlichen Erinnerungen. Wir eroberten ein beeindruckendes Ensemble von Geschäften, inklusive Tankstelle, und Wohnhäusern aus den 50er
bis 70er Jahren des letzten Jahrhunderts. Zu entdecken waren beispielsweise Kollektionen von 4711 Echt Kölnisch Wasser in der Drogerie, Nordmende Radios und Bosch Kühlschränke im Elektrogeschäft
sowie Agfa Kameras und Filmrollen beim Fotografen. Und an der Litfaßsäule wurden sowohl Kinofilme mit Roy Black als auch die Kohle des Ruhrgebietes als Quelle von Wärme und Licht
angepriesen.
Deutlich erkennbar war der wirtschaftliche Aufstieg jener Zeit nicht nur in den Angeboten der Geschäfte, sondern auch bei den Wohnhäusern: von der notdürftigen Nissenhütte über das ausbaufähige
Einfamilienhaus bis hin zum gutbürgerlichen Fertighaus von Quelle. In der primitiven Wellblech-Nissenhütte sahen wir einen aus einer Fliegerbombe umgebauten Ofen und die klägliche Tagesration an
Nahrung ihrer Bewohner.
Das schmucke Klinkerhaus von 1955 aus einer Flüchtlingssiedung beeindruckte durch An- und Ausbauten für die größer werdende Familie mit drei Generationen. Besonders erstaunte uns das Quelle
Fertighaus von 1968 durch seine moderne Raumaufteilung und die anspruchsvolle Einrichtung, inklusive Arbeitszimmer, Souvenirs aus Italien und großflächige, bodentiefe Fenster zur Terrasse.
So spiegelten Geschäfte und Wohnhäuser die ansteigenden Konsum- und Lebensgewohnheiten der frühen Bundesrepublik wider. Nicht wenige von uns fühlten sich an ihre Kindheit und Jugendzeit
erinnert.
Auch der weitere gemeinsame Rundgang durch die unterschiedlichsten Bauern- und Handwerkshäuser aus der Lüneburger Heide und den Elbmarschen gab lebhaften Gesprächsstoff bei der abschließenden
Kaffeerunde.
Annegret Eylers
30. Mai - 2. Juni 2024
Leipzig ist kein Einerlei, sondern wie das Gemüsegericht eine bunte, vielfältige Mischung von Sehenswürdigkeiten.
Jenseits kulinarischer Genüsse fallen Assoziationen zur sächsischen Metropole vermutlich höchst unterschiedlich aus. Für viele ist die Stadt an der Pleiße vor allem Messestadt, symbolisiert in dem doppelten „M“ der überregional bedeutsamen Mustermesse. Für andere ist Leipzig als bedeutende Verleger- und Buchmacherstadt vor allem Ort der alljährlich im Frühjahr stattfindenden Buchmesse. Je nach historischer, kultureller und sozialer Interessenslage denkt die eine und der andere bei Leipzig an das Völkerschlachtdenkmal, an die Oper, an Auerbachs Keller, das Grassi Museum, an die Redbull Arena, an das Gewandhaus-Orchester und den Dirigenten Kurt Masur.
All dies stand nicht im Mittelpunkt unser Museumsreise, die uns vom 30.5. bis 2.6. 2024 in die Stadt an der Pleiße führte. Schon am Tag der Anreise sind wir stante pede in die Zeitgeschichte
nicht nur der Stadt eingetaucht. Auch wenn dank heftigen Regens der geplante Stadtrundgang „Auf den Spuren der Friedlichen Revolution“ ins Wasser fiel, gerieten wir mit dem Historiker und
Bürgerrechtler Rainer Müller an den richtigen Mann, der durch seine Biografie, seinen engagierten Auftritt und pointierte Ausführungen beeindruckte. Im Museum in der „Runden Ecke“, einem ehemaligen Versicherungsgebäude, befand sich über 40 Jahre
die Bezirksverwaltung der Staatsicherheit Leipzig. Die heutige Gedenkstätte entstand unmittelbar nach der Friedlichen Revolution und wird vom „Bürgerkomitee Leipzig e.V.“ getragen. Die am
authentischen Ort, in den ehemaligen Büros der Stasi, gezeigte Ausstellung „Stasi - Macht und Banalität“ verströmt den Geist der damaligen Zeit, zusätzlich verstärkt durch die spezifische
Atmosphäre der Räumlichkeiten: Linoleumfußböden, gelbbraune Tapeten, Scherengitter an Türen und Fenstern etc. Eine fundierte Führung durch … vermittelte den politischen Aufklärungswillen und die
Bildungsarbeit des Bürgerkomitees, das nach eigenem Bekunden „die Erinnerung an die Diktatur“ und den „Wert von Freiheit und Selbstbestimmung“ wachhalten möchte.
Leipzig ist auch Standort der Deutschen Nationalbibliothek, die 1912 als
Deutsche Bücherei gegründet wurde. Dieser traditionsreichen Einrichtung mit einem 55 Meter hohen „Bücherturm“ galt ein Besuch unserer Reisegruppe, der auch eine Einführung in die Arbeit der
„Anne-Frank-Shoah-Bibliothek“ einschloss. Es handelt sich dabei um eine internationale Spezialbibliothek zu den Themengebieten Holocaust und Shoah, Antisemitismus und Rassismus. Zu dem
Gebäudekomplex zählt auch das integrierte „Deutsche Musikarchiv“ sowie der Neubau des an ein liegendes Buch erinnerndes „Deutsche Buch- und Schriftmuseum“. Sollte beim Rundgang durch das Haus ein
wenig Zeit sein, lohnt ein Blick in die Sonderausstellung „Hölle und Paradies. Amsterdam, Querido und die deutsche Exilliteratur“!
Industriegeschichte bildete einen weiteren Schwerpunkt unserer Reise, erfahrbar in dem im Südwesten Leipzigs gelegenen Stadtteil Plagwitz, in dem der Rechtsanwalt und Industriepionier Karl Heine
seit Mitte des 19. Jahrhunderts für die Ansiedlung von Industrieunternehmen sorgte. Ein geführter Stadtrundgang sowie eine geradezu beschauliche Bootstour auf dem „Karl-Heine Kanal“, einer
künstlichen Wasserstraße, die die Lindenauer Hafen mit der Weißen Elster, führte das von Industriebetrieben geprägte Gesicht des Stadtteils vor Augen, so am Gebäude der ehemaligen Sächsischen
Wollgarnfabrik, Deutschlands größtem Industriedenkmal, das heute durch Wohnungen, den „Elsterlofts“, genutzt wird. Das fundierte Wissen des Bootsführers war allerdings kaum hörbar, so dass hier
eine Sprachverstärkung sinnvoll wäre.
Eine vielfache Umnutzung erfuhr ein weiterer Industriestandort, die ehemalige Baumwollspinnerei, ein etwa 10 Hektar großes Werksgelände im Stadtteil Lindenau. Diese ehemals größte
Baumwollspinnerei Kontinentaleuropas beschäftigte bis zu 4.000 Menschen im Schichtbetrieb. Nach 1989 wurden das Gelände sukzessive von Galerien und Ateliers genutzt, heute befindet sich dort
neben einem winzigen Kino auch das „Leipziger Tanztheater“ sowie das „Zentrum für zeitgenössische Kunst“. Zu unserem Rundgang zählte auch ein Kurzbesuch in dem Atelier „Carpe Plumbum“, das von
dem Druckerpaar Thomas Siemon und Julienne Jattiot betrieben wird.
Am Abschlusstag unserer Museumsreise standen zwei weitere Highlights auf dem Programm, der Besuch des „Museums der Bildenden
Künste“ sowie der „Bergbau-Technik-Park“ in Großpösna. Der moderne, 2004
eröffnete Glas-Beton-Kubus beherbergt in großzügiger Hängung Werke der „Leipziger Schule“, Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer und Werner Tübke sowie von Neo Rauch und Daniel Richter.
Eindrucksvoll präsentiert das Haus aber auch Kunstwerke des gebürtigen Leipziger Bildhauers, Malers und Grafikers Max Klinger. Den Kontrapunkt zu dem von den Leipzigern nicht nur liebevoll
bezeichneten „Bildermuseum“ bildete der südlich von Leipzig gelegene „Bergbau-Technik-Park“, der sich dem Braunkohletagebau Espenhain widmet. Dieses seit 2012 kontinuierlich zugängliche
Freilichtmuseum beeindruckt vor allem durch zwei imposante Großgeräte, einen Schaufelradbagger und einem Absetzer. Doch es waren nicht nur diese Arbeitsungetüme, die uns in Erstaunen versetzten.
Respekt verdient die kompetente Führung durch den ehemaligen Schienenschweißer Bernd Dorenburg, der uns den Arbeitszyklus, die technischen Besonderheiten, die Gefahren auf diesem unwirtlich
anmutenden Betriebsgelände in biografisch-geprägter Anschaulichkeit vermittelte.
Leipzig ist also keineswegs ein Einerlei, sondern ein vielfältiges, vielschichtiges Allerlei, das jede weitere Anreise lohnt. Es darf nicht vergessen werden, dass auch diese Museumsreise von
Monika Metscher und Wolfgang Wiedey bestens vorbereitet wurde und wir in Klaus Ubert vom Busunternehmen Becker Tours einen freundlichen und sicheren Fahrer in allen Verkehrslagen hatten.
Wilfried Weinke
1. Juni 2024
Am Samstag, dem 01. Juni 2024 hat der Freundeskreis einen Ausflug zur Wasserkunst Kaltehofe organisiert. Im Rahmen einer Führung haben wir – 12 Teilnehmer:innen – bei traumhaftem Wetter viel Wissenswertes über das Industriedenkmal der Wasserfiltrationsanlage auf der Elbinsel erfahren.
Erbaut wurde die Filtrationsanlage des Wasserwerkes zwischen 1890 und 1893, um die Wasserversorgung Hamburgs für viele Menschen zu ermöglichen. Vor dem Bau war das Wasser zu verschmutzt, so dass Jung und Alt es vorzogen, abgekochtes Bier zu trinken. Im 15./16. Jahrhundert baute man Feldbrunnen, so dass das Wasser über Leitungen ins Haus gelangte, diese Versorgung konnte sich aber nicht jeder leisten. Auch Wasserräder, die ca. im 17. Jahrhundert gebaut wurden, waren eher für die Reichen gedacht.
Zwei große Ereignisse führten letztendlich dazu, dass das Wasserwerk gebaut wurde: der Große Brand 1842 und die Choleraepidemie 1892. William Lindley, ein britischer Ingenieur, wurde 1842 nach Hamburg gerufen, um ein System zu entwerfen, das die schlechten hygienischen Bedingungen der Stadt beheben sollte. Er entwarf ein Kanalisationssystem, das die Abwässer effizient aus der Stadt leitete und die Ausbreitung von Krankheiten verhinderte. Um die Wasserqualität zu verbessern, führte er Sandwasserfilter für die Trinkwasserversorgung ein. Es gibt 22 Wasserbecken mit einer Tiefe von 3,3 m. Das Becken wird mit Granit ausgelegt, darauf kommen eine Steinschicht, eine Kiesschicht und zum Schluss Sand. Im Laufe der Zeit bildet sich ein Biofilm auf der Sandschicht, durch den das Wasser bestens gereinigt wird, d.h. es ist frei von Bakterien, Viren und Mikroorganismen. In jedem Becken gibt es zwei Schiebehäuschen, in denen Ventile für den Zu- und Abfluss des Wassers sorgen. Für die schweren Arbeiten zum Betrieb des Wasserwerkes wurden in den 1940er Jahren viele italienische Militärinternierte herangezogen. Auf dem Gelände wurde ein Denkmal für sie errichtet.
Seit den 1980er Jahren bezieht Hamburg sein Wasser hauptsächlich aus der Nordheide. Kaltehofe war bis 1990 in Betrieb. Heute ist „Wasserkunst Elbinsel Kaltehofe“ ein Industriedenkmal,
Naturerlebnispfad und Naturpfad.
Nach der Besichtigung des Außengeländes haben wir uns noch die Ausstellung „Stadt.Wasser.Kunst“ im Neubau angeguckt.
Unser Ausflug endete mit einem leckeren Flammkuchen und selbstverständlich einem gut gekühlten Wasser im Café in der Villa Kaltehofe.
Ulrike Jenke und Reinhold Thate
2. März 2024
Eigentlich sollte die Tour schon viel früher stattfinden, leider hatte uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber auch andere Hindernisse mussten noch überwunden werden.
Mit großen Erwartungen war es nun am 02.03.24 endlich so weit. Um 11 Uhr stiegen wir eine schmale Treppe in die unbekannte Tiefe und landeten in der ersten Schleuse, ein Raum mit schweren Stahlschotten an Ein- und Ausgang. Hier erfuhren wir, dass wir nicht unter dem Hauptbahnhof waren, sondern unter dem Steintorwall.
Der Bunker ist 140m lang und 17m breit und für 2702 Menschen vorgesehen. Sie werden im Ernstfall auf drei Etagen verteilt. Gebaut wurde der Bunker bereits im 2. Weltkrieg als Luftschutzbunker. Erst in den 1960er Jahren wurde er zu einem sogenannten "Atombunker" ausgebaut. Wir erinnern uns, es war "Kalter Krieg". Aufwendige Filteranlagen für Luft und Wasser, Notstromaggregate und Abwasserentsorgung wurden auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Für die Unterbringung der Menschen stehen 150 Räume mit über 2700m² zur Verfügung. Wir kamen in einen Aufenthaltsbereich, in dem die Menschen sich tagsüber aufhalten mussten. Wir saßen auf ungepolsterten Bänken auf Tuchfühlung nebeneinander oder vis á vis und hätten im Ernstfall so 16 Stunden täglich aushalten müssen, nur wenige Ausnahmen waren erlaubt. Für die Nacht ging es dann in die Schlafräume, 150 Menschen in einem Raum mit 3 Betten übereinander, 160cm x 60cm. Geschlafen wurde 8 Stunden. Es war ein sehr beklemmender Eindruck, den man nicht in Worte fassen kann. Verstärkt wurde dieses Gefühl noch, als uns die Küche gezeigt wurde, kaum 10m² groß mit einem herkömmlichen 4-Platten Elektroherd für über 1000 Menschen. Wie soll das gehen?
Am Ende waren viele Teilnehmer durchgefroren und alle sehr beeindruckt. Ich glaube, wir sind auch mit anderen Gefühlen durch diesen Bunker gegangen, als wir sie z.B. 2019 empfunden hätten. Die
Vorstellung, in so einer Unterkunft, in der Enge mit so vielen Menschen über einen längeren Zeitraum "eingesperrt" zu sein, war sehr bedrückend und kaum vorstellbar.
Fazit: Nie wieder Krieg und zum Teufel mit allen Kriegstreibern!!!!!
Im Anschluss konnten wir uns bei einem leckeren Bauernfrühstück wieder aufwärmen und entspannen.
Freunde des Museums der Arbeit e. V.
Wiesendamm 3
22305 Hamburg
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