Ursula-Schneider-Preis für studentische Abschlussarbeiten

Pressmitteilung

Fünf Preisträger*innen aus Hamburger Hochschulen mit „Ursula-Schneider-Preis“ ausgezeichnet: Fachjury prämiert herausragende Abschlussarbeiten

 

Der Freundeskreis des Hamburger Museums der Arbeit vergab am 21. Oktober 2023 zum fünften Mal den „Ursula-Schneider-Preis für Bachelor- und Masterarbeiten“. Für den Preis bewerben konnten sich Studierende der Hamburger Hochschulen, die sich in ihren Abschlussarbeiten mit Geschichte, Gegenwart oder Zukunft der Arbeitswelten befassten. Eine Fachjury wählte nun aus den zahlreichen Einsendungen aus und prämierte zwei Bachelor- und drei Masterarbeiten mit Preisen zwischen 500 und 2000 Euro, wobei der 2. Platz Master geteilt wurde.  Der Preis ist nach Ursula Schneider, langjährige Kuratorin am Museum der Arbeit, benannt. Der Preis soll Anreize für eine zukunftsorientierte akademische Ausbildung geben und die Bildungsarbeit im Museum inspirieren.


Kersten Albers, Vorsitzender des Freundeskreises:  „Wir freuen uns über die herausragende Qualität der eingereichten Arbeiten. Das zeigt deutlich, wie kreativ und kompetent sich Hamburger Studierende mit Themen der Arbeitswelt – national wie international - auseinandersetzen und Impulse geben für neue Perspektiven. Deshalb wollen wir den Preis auch 2025 wieder vergeben.“


Prof. Dr. Rita Müller, Direktorin des Museums der Arbeit und Mitglied der Fachjury: „Der Ursula-Schneider-Preis bereichert die Arbeit des Museums. Spannende Fragestellungen und innovative Ansätze erweitern die Perspektive auch in unseren Sonderausstellungen. Wir freuen uns über dieses inhaltliche Interesse der Studierenden.“


Auf der Preisverleihung erläuterte Andreas Ackermann, Gründungs-Mitglied der Freunde des Museums der Arbeit und Vorsitzender der Wilma-Krug-Stiftung, die die Hälfte des Preisgeldes spendet, die Hintergründe. Wilma Krug, eine Hamburger Bürgerin, wollte mit ihrer Stiftung kulturelle Projekte von Jugendlichen und jungen Erwachsenen fördern, und der Ursula-Schneider-Preis passe perfekt zu diesem Förderziel.


Auch 2025 wird der Preis ausgeschrieben, die Ausschreibung wird Mitte Januar 2025 ausgesendet.  

Ausgezeichnet wurden:


1. Preis Masterarbeit: Till Meerpohl
Der erste Platz der Masterarbeiten geht an Till Meerpohls Arbeit „Auf der letzten Meile abgehängt – Prekäre, digitale und migrantische Einfacharbeit bei der Zustellung von Amazonpaketen“, eingereicht am Fachbereich Sozialökonomie der Universität Hamburg. Darin untersucht er die Arbeitsbeziehungen von Zusteller:innen für den Konzern Amazon. In Interviews kann er zeigen, dass die Beschäftigten meist migrantische Hintergründe haben. Dabei plädiert er dafür, nicht nur die Arbeitsbedingungen, sondern auch die Lebensumstände mit zu analysieren. So erhalten manche Zusteller:innen auch Wohnplätze über ihren Subunternehmen – Wohnen ist so direkt an die Arbeit gebunden und entsprechend gefährdet. Die Digitalisierung ermöglicht einerseits die Überwindung von Sprachbarrieren, aber auch eine verschärfte Kontrolle der Beschäftigten. Till Meerpohl hat migrations- und arbeitssoziologische Perspektiven klug zusammengeführt, die eindringlich die enge Verbindung von migrantischer Arbeit und prekärer Beschäftigung aufzeigt.


2. Preis Masterarbeit: Vincent Delius
Vincent Delius hat den geteilten zweiten Platz der Masterarbeiten erhalten. Seine geschichtswissenschaftliche Arbeit – angenommen am Fachbereich Geschichte der Universität Hamburg – beschäftigt sich mit kommunistischen Wehrverbänden in der Endphase der Weimarer Republik in Hamburg. Die mit neuen Quellenfunden breit fundierte Arbeit zeigt dabei auf, dass es vor allem junge Männer – und weniger die Frontgeneration des 1. Weltkrieges – waren, die die Verbände prägten und sie aus dem proletarischen Milieu stammten. Die Arbeit ist ein eigener Forschungsbeitrag über soziale und politische Praktiken in der Arbeiterbewegung.


2. Preis Masterarbeit: Henrik Bünemann
Ebenfalls den zweiten Platz für Masterarbeiten erhält Henrik Bünemann mit seiner Arbeit zur Freiwilligenarbeit im Feld der sozialen Reproduktion, die am Master-Studiengang „Arbeit Wirtschaft Gesellschaft – Ökonomische und Soziologische Studien“ der Universität Hamburg eingereicht wurde. Bünemann untersucht das Selbstverständnis von ehrenamtlich Engagierten in sozialen Betreuungseinrichtungen. Er zeigt auf, dass soziale Arbeit in den letzten Jahrzehnten sehr stark auf freiwilliges Engagement begründet ist, da zunehmende Sorgelücken entstanden sind. Die von ihm Interviewten betonen die gesellschaftliche Notwendigkeit der freiwilligen Arbeit. Insofern weist Bünemann eindringlich auf ein Feld von Arbeit hin, dass oft übersehen wird, obwohl es soziale Absicherung erheblich stützt.  


1. Preis Bachelorarbeit: Sarah Tews
Ist Entfremdung in der Arbeitswelt eher ein Phänomen der industriellen Vergangenheit oder auch der Gegenwart? Sarah Tews hat in ihrer Bachelorarbeit das Entfremdungskonzept des Soziologen Hartmut Rosa daraufhin befragt, die Arbeit wurde am Studiengang Sozialökonomie der Universität Hamburg eingereicht. Neue Entscheidungsfreiheiten in den Arbeitswelten scheinen weniger entfremdet zu sein. Aber wenn Entscheidungsfreiheiten vor allem auf das ökonomische Ergebnis gerichtet sind, bleibt wenig Raum für Resonanz, die nach Rosa wichtig ist, um sich nicht nur der ökonomischen Verwertung unterworfen zu fühlen. Zudem scheint es vor allem für hochqualifizierte Arbeitsfelder zu funktionieren. Gerade die theoretische Grundierung ist inspirierend für Diskussionen im Museum der Arbeit.


2. Preis Bachelorarbeit: Elisabeth Averhoff
Elisabeth Averhoff hat ihre BA-Arbeit „„Feminizide und Maquiladoras in Ciudad Juárez“ am Fachbereich Sozialökonomie der Universität Hamburg eingereicht. In der Arbeit bringt sie zwei Dimensionen von Gewalt zusammen: ausbeuterische Produktionsverhältnisse und die Ermordungen von Frauen. Dafür untersucht sie die Situation in Nordmexiko in der Stadt Ciudad Juárez, in der sich viele Industriestandorte mit prekären Beschäftigungsverhältnissen angesiedelt haben. Sie verbindet präzise Darstellungen geschichtlicher Entwicklungen mit aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen. Ihre These, dass nicht nur patriarchale Verhältnisse, sondern auch entmenschlichende Arbeitsbedingungen Strukturbedingung von Gewalt gegen Frauen ist, hat die Jury beeindruckt.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Freundeskreises: http://www.freunde-museum-der-arbeit.de
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an: PD Dr. Knud Andresen, Email: andresen@zeitgeschichte-hamburg.de 

Informationen zur Preisausschreibung 2025 werden ab Mitte Januar 2025 bekannt gegeben.